Braucht Handlungsfähigkeit einen Rahmen? Neustart Schweiz wird ein Verein.
Dynamiken in Gruppen sind manchmal schwer zu durchschauen. Mit wenig Erwartungen machte ich mich am Sonntag auf den Weg zum mittlerweilen vierten Neustart Schweiz-Treffen. Ich hatte mir zwar vorgenommen, geduldig zu bleiben, aber mich gefragt, ob aus dem wolkigen Gebilde, dass sich in Form von interessierten Menschen und vielen Ideen um das Konzept gebildet hatte, etwas Konkretes entstehen würde. Anregend waren die Treffen immer und es sind wertvolle Kontakte zu spannenden Leuten entstanden. Emergenz hatte allerdings nicht stattgefunden.
Nach der Vorstellung der Gartenkooperativen ortoloco und Dunkelhölzli, welche im letzten Jahr entstanden sind und für und mit ihren Mitgliedern Gemüse anbauen (siehe auch Regionale Vertragslandwirtschaft) und der Besichtigung der Anbaufläche des einen Projektes auf dem gastgebenden Hof, sassen wir in der grossen Runde. Nach verschiedenen Wortmeldungen zu demokratischer Wirtschaft und einem nachhaltigen, vereinfachten Lebensstil stand dann die Frage im Raum, wie man politisch Wirkung erzielen kann. Anwesende mit entsprechenden Kontakten und Erfahrungen machten deutlich, dass "PolitikerInnen gezwungen werden wollen", etwas zu tun. Es ist ja demokratische Binsenwahrheit, dass diese Vertreter einer Gruppe von Menschen mit gleichen Interessen sind. Und von diesen wieder gewählt werden, wenn sie sich gut vertreten fühlen.
Wenn sich diese Einzelnen organisieren, dann kann die Wirkung verstärkt werden. Ich bin davon ausgegangen, dass dies in unserer Netzwerkgesellschaft (sind wir das?) "unorganisiert" passieren kann, aber für diese Art von Arbeit braucht es weniger eine Masse (Crowd) als eine Gemeinschaft (Community). Nicht nur einen rechtlichen Rahmen, sondern auch ein identitätsstiftendes Gefäss?
Der Vorschlag, einen Verein zu gründen, ist - und das hat mich erstaunt - auf offene Ohren gestossen. Für mich waren wir kurz vor dem Ende eines Versuches, aus einem vielversprechenden Entwurf etwas Anfassbares zu gestalten. Und dann haben wenige Sätze etwas bewirkt, das die Energie in der Gruppe komplett geändert hat. Nicht nur haben mehr als die Hälfte der Teilnehmer zum Ausdruck gebracht, dass sie beitreten, sondern es gab auch mehrere konkrete Angebote zur Übernahme von Aufgaben.
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Quelle: TED |
Das macht mich einerseits froh, weil Neustart Schweiz Potential hat (nicht nur in der Schweiz übrigens, wie auch das treue Grüppchen aus Freiburg DE beweist). Andererseits bin ich bewusst seit Jahren in keinem Verein mehr. Die "Kosten" der Art und Weise, wie in traditionellen, langjährigen Vereinen gearbeitet wird, sind mir meistens zu hoch. Allerdings ist das wahrscheinlich eher ein Charakteristikum jeglicher Institutionalisierung und Organisation, welche erstarrt, weil die Strukturen nicht lebendig bleiben.
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Quelle: TED |
Wenn wir es also schaffen, die Organisation, welches es braucht, um den Vereins-Rahmen zu schaffen und erhalten, möglichst schlank zu halten und auf der anderen Seite Koordination und Kollaboration unter den Mitgliedern zu maximieren (System vs. Organismus, ganz unten), damit möglichst ein grosser Anteil der Ressourcen für die Erreichung der Ziele eingesetzt werden können, dann freue ich mich auf meine neue Vereinsmitgleidschaft. Die Gründungsversammlung findet übrigens am 24. August in Olten statt. Via Newsletter, welcher hier abonniert werden kann, wird über das weitere Vorgehen informiert.